Chinesische Medizin auch bei uns
Die traditionelle chinesische Medizin findet ihren Ursprung in ersten niedergelegten Schriften im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, wurzelt jedoch mit ihren Vorformen (beschrifteten Knochen) bereits im 1. Jahrtausend v. Chr. Mit zunehmender Skepsis gegenüber der naturwissenschaftlich basierten und evidenzorientierten westlichen Schulmedizin sowie gegenüber der ihr zugrunde liegenden pharmazeutischen Industrie kam das Interesse für die chinesische Medizin und ihre bekanntesten traditionellen Verfahren (Akupunktur und Arzneitherapie) ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermehrt auf. Frühe Formen der chinesische Medizin führten Krankheiten auf das Einwirken von Ahnen und Dämonen zurück, im 1. Jh. n. Chr. ist der Ahnenkult abgelöst worden von einer religiösen Medizin, die Krankheiten auf begangene Sünden zurückführte und Heilung durch Verschriftlichung (Niederschreiben der Sünden) versuchte. Die ältesten, noch heute benutzten Schriften der naturkundlichen Medizin sind jedoch ca. 2000 Jahre alt: sie legten den Grundstein für die Pflanzenheilkunde und die Akupunktur.
Zu den häufigsten Behandlungsmethoden der chinesischen Medizin zählt die Akupunktur, bei der Körperpunkte, die entlang der „Meridiane“ angeordnet sind, mit Nadeln gereizt werden. Basis dieser Heilmethode ist die Überzeugung, dass sich über die Reizung spezifischer Körperoberflächenpunkte Einfluss auf Innere Organe nehmen lässt. Die Arzneitherapie basiert auf der Herstellung und richtigen Dosierung von Rohdrogen auf Basis traditioneller Rezepturen und gilt als die bedeutendste der Behandlungsmethoden. Die chinesische Arzneimedizin benutzt hierbei zum größten Anteil Pflanzenrohstoffe. Nur ein geringer Prozentsatz der für die Medikamente verwendeten Bestandteile ist mineralischen und tierischen Ursprungs (zermahlene Tierknochen, Würmer, Insekten, in Ausnahmefällen auch präparierte Exkremente).
Im westlichen Kulturkreis erfreut sich die chinesische Medizin in jüngster Zeit einer wachsenden offiziellen Anerkennung. Auf Grundlage der sogenannten German Acupuncture Trial 2007 empfahl der Gemeinsame Bundesausschuss (zentrales Beschlussgremium für ambulante, ärztliche und zahnärztliche, sowie stationäre Belange, G-BA), die Akupunktur als Regelleistung anzuerkennen und von Krankenkassen tragen zu lassen . Auch einzelne Wirkstoffe der chinesischen Arzneimedizin wurden von der westlichen Schulmedizin anerkannt und finden nun auch in westlichen Präparaten Verwendung.